"private collection"

faites vos jeux.

der kollege ließ nicht locker. zu besuch in wiesbaden, wollte er unbedingt ins spielcasino. eine (hässliche) krawatte hatte er dabei, also sprach außer meiner unlust nicht viel dagegen.

mir reicht's meistens schon, wenn ich irgendwo den ausweis vorlegen muss, aber gut, was tut man nicht alles für ein bisschen mondäne atmosphäre. man wechselt zum beispiel die größeren scheine in jetons, die kleineren investiert man in getränke, am besten champagner, dachte ich und nippte an dem für meine proportionen zu langstieligen glas.

er war schon zugange. ah, roulette. er hielt ein blödes blöckchen in der hand und spielte an mehreren tischen. ziemlich viel betrieb hier und es waren noch mehr von seiner sorte unterwegs, die mit 5-euro-einsätzen zu was kommen wollten und genau buch darüber führten, an welchem tisch welche zahlen undsoweiter.

nee, hier mit den kleinkarierten wollte ich meine jetons nicht verprassen. ich schaute mich um. attraktiver schienen mir die tische mit höherem einsatzminimum; aber so, wie ich mir das vorgestellt hatte, bewegte sich hier außer den croupiers auch keiner. und "rien ne va plus" gab's auch nicht. ein primitives "nichts geht mehr!" und ein paar, die just in diesem moment noch schnell setzten, weil sie meinten irgendwelche gesten gewinnbringend interpretieren zu können.

vielleicht hatte ich ein kleines flackern in den augen, ich weiß nicht, jedenfalls kam der kollege, um mich zu warnen. aber er erzählte mir auch schöne sachen. rot und schwarz kennt man ja nicht nur von stendhal, auch pair oder impair ist nichts neues, aber schon "manque" für die niedrigen zahlen und "cheval" für zwei benachbarte zahlen war mir nicht geläufig. und da es mir gefiel, setzte ich, erstmal nur ideell, auf mein lieblingspferdchen: 23/24. pech gehabt. nochmal, vielleicht deux chevaux - kennt man hier nicht, das heißt carré, auch gut. schon wieder knapp daneben.

ich holte mir noch ein glas champagner und spielte gedanklich alles durch, was man mir erklärt hatte: douzaines und transversalen, diverse kolonnen und les trois premiers. hätte ich tatsächlich gesetzt gehabt, wären die ersten fünfhundert schon perdu.

mehr champagner, neuer anlauf. wenn ich bei meinen gedankenspielen nur ein einziges mal gewönne, nahm ich mir vor, würde ich anfangen zu setzen. also wieder cheval, dann voisins, zéro-spiele. war alles nichts. auch finalen, orphélins, kleine und große serien verliefen glücklos.

ob ich nicht setzen wolle, fragt mich ein herr. ich möge ihm eine zahl nennen. dreiundzwanzig, sage ich. die kugel sagt vierundzwanzig. das wäre mein pferdchen gewesen. zu spät. fangen Sie klein an, rät er; rot oder schwarz? schwarz sage ich und liege falsch. manque oder passe? ich tippe auf passe. denkste. er gibt mir eine letzte chance: pair oder impair?

egal. ein glas noch und draußen eine zigarette. wie's um mein glück in der liebe stünde? auch eher schlecht, ich hätte keins und brächte keins, und wenn doch, dann würde ich es schnell wieder verzocken. ich könne ihm also nur abraten, sage ich, während ich meine jetons zurücktausche, um zu gehen, wie ich kam: leichten schrittes und mit kleinem gepäck.

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