"private collection"

im gläsernen lift in den 22. stock zu schweben, das hat schon was. anschließend ist dann erstmal geduld angesagt: „please wait to be seated!“ an die bar selbst wird man nur auf ausdrücklichen wunsch geführt. sofern kein platz frei ist, wartet man eben in der lounge oder an einem der (weniger attraktiven) tische. ob zwei damen wohl zufällig oder ganz bewusst an ein zweiertischchen in der nähe von zwei herren gesetzt werden? ich vertiefe mich in meinen negroni und betrachte mehr oder weniger interessiert das geschehen: der alkoholfreie herr hält den gleichen cocktail in der hand wie meine freundin, hat also sofort einen anknüpfungspunkt. der andere herr ist aufgrund der sitzposition nahezu außer gefecht, ich verlängere die diagonale, indem ich mich zurücklehne und mich auf den pianisten konzentriere, der gerade äußerst wirkungsvoll einsetzt. ich frage sie nun irgendwas zu dem song. sie antwortet und nutzt die gesprächsunterbrechung, um sich dem anderen herrn zuzuwenden, der ihr offenbar besser gefällt. endlich! zwei plätze an der bar sind frei geworden, unsere. sie: ach nein, danke, die herren würden das sicher als affront auffassen. ich: aber sie gestatten, dass ich ihnen folge?! der kellner gestattet, führt mich an die bar. ich ordere einen frischen negroni mit etwas mehr bzw. überhaupt etwas soda - und genieße den herrlichen blick über frankfurt bei nacht. nach einer weile kommt sie nach, äußert sich leicht abfällig über die herren: du hast ja recht... ich habe nichts dergleichen angedeutet, nicht einmal gedacht; wie käme ich dazu. aber wenn ich etwas hasse, dann das gefühl, angebunden zu sein. und manchmal wundere ich mich, dass überhaupt noch jemand lust hat, mit mir auszugehen. ich bin offenbar die geborene spielverderberin.

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game over