"private collection"

plutôt la vie

gestern irgendwo den "depressivsten satz" zum übern-schreibtisch-hängen gelesen. geht bei mir sowieso nicht, dachte ich, meine schreibtische stehen schon immer relativ frei und leicht schräg im raum, meist so, dass man auch aus einem fenster schauen kann. aber heute hätte ich ihn dann doch gerne gehabt, den spruch, und zwar gerahmt: "wovon wollen Sie später eigentlich leben?" [hier (wieder)gefunden]

gestellt wurde mir diese frage erstmals in den frühen siebzigern, als ich meinen für damalige verhältnisse gut bezahlten job an den nagel hängte und einfach ging. in eine ungewisse zukunft, wohin denn sonst? ich wüsste doch gar nicht, ob ich die prüfung überhaupt bestehen würde, warnten sie. natürlich wusste ich das nicht; an den angebotenen vorbereitungskursen konnte ich nicht teilnehmen, da ich in einem anderen bundesland lebte. ich wusste nichtmal, ob man mich zulassen würde, nach den geltenden bestimmungen war ich viel zu jung für diese prüfung, auch wenn sie "immaturenprüfung" hieß und immer noch so heißt. viele examinierungen habe ich seitdem über mich ergehen lassen, die meisten aus spaß an der freud, also ohne praktischen nährwert. diese blieb mir allerdings die liebste, denn noch heute mangelt es mir hin und wieder an der als nötig erachteten reife. kein wunder, wenn man sein leben auf einem unreife-test aufbaut.

oft wollte man mich bekehren; vor nicht allzu langer zeit eine dieser vermögensberatungstanten mit den slogan: "früher an später denken!" – ich bekam einen lachanfall und fragte sie, ob wir uns angesichts der tatsache, dass ich längst im "später" angekommen sei, nicht lieber über das thema "später an früher denken" unterhalten sollten. damit konnte sie leider nichts anfangen.

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vivarium