mit der kollegin, für die ich lange keine zeit hatte, zu mittag gegessen. sie weint. vor den sommerferien musste ihr sohn das gymnasium verlassen. damals war ihr nicht klar, was es bedeutete, dass er seine schulpflicht erfüllt hat: klinken putzen an allen schulen der umgebung, um ihn in irgendeiner 10. klasse unterzubringen.
für den fall, dass er mit der mittleren reife ankäme, hatte ihm ein freund der familie, banker, eine lehrstelle zugesagt. ein vorstellungsgespräch, mehr sei nicht drin, sagt dieser nun, da der bursche beim kleinsten weiteren vorkommnis auch von der gesamtschule fliegen wird. der mutter schwant, dass das im lauf der nächsten woche(n) der fall sein wird.
der klassenlehrer, ein engagierter pädagoge, weiß keinen rat mehr, er meint, es wäre für alle beteiligten besser gewesen, man hätte den intellektuell unterforderten bengel gar nicht erst aufgenommen. der psychologe, den die familie seit einiger zeit konsultiert, zuckt mit den schultern. der junge mann sei einer seiner angenehmsten patienten, sympathisch, eloquent undsoweiter; ob sie sich eventuell eine stationäre betreuung vorstellen könne? sie kann:
seit ihr mann kundtat, dass der junge ihrem vater immer ähnlicher werde, sprechen sie kaum noch miteinander. auch der kleine sohn, ein "sonnenschein", wie sie zu sagen pflegte, zieht sich immer mehr zurück.