"private collection"

sie landen auf keinen fall im müll, die bücher über die pariser kommune.

meine erste "richtige" prüfung, die sogenannte immaturenprüfung, die ich nach gesetzeslage eigentlich erst vier jahre später hätte ablegen dürfen. abgesehen vom üblichen test-trara war angesagt, ein prüfungsfach und innerhalb desselben ein thema frei zu wählen. die qual der wahl. in meinem fall besonders schlimm, weil ich überhaupt nur neun jahre zur schule und jedes fach nahezu spurlos an mir vorüber gegangen war.

etwas ratlos schlenderte ich durchs fast schon sommerliche göttingen, betrachtete mir die studenten, zu denen ich so gerne gehören wollte, widerstand dem drang schuhe zu kaufen, kam durch die rote straße und an dem nach ihr benannten buchladen vorbei. die auslagen feierten den 100. jahrestag der pariser kommune. das gefiel mir: frankreich und protest, fahnen und barrikaden, frauen und ihre kinder mittendrin. nicht dass ich auch nur die geringste ahnung gehabt hätte, um was es wirklich ging, aber ich war wild entschlossen: das war mein thema. dann doch etwas angst vor der eigenen courage, rief ich einen schlauen herrn an. befragt zu meinen geschichtskenntnissen, musste ich leider passen. pädagogik und psychologie, das wäre gegangen, da hatte ich ein funkkolleg mitgemacht und schöne zertifikate in der tasche, aber sonst... "das ist zwar schade, macht aber nichts, kauf dir den krempel, gib es als politik-thema aus und leg dem prüfer ein überzeugendes thesenpapier vor. das wirst du ja wohl hinkriegen!" hab ich hingekriegt. der durchschlag (ja, sowas hatte man damals) liegt fein säuberlich gefaltet, wenn auch am rand gewellt inmitten der "berichte und dokumente von zeitgenossen". auch belegt: zwei jahre später wiederverwendet fürs didaktikum, mit etwas erweiterter literaturliste und dann doch in geschichte.

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reminiszenzen