"private collection"

heute kann es regnen, stürmen oder schnei'n . . .

am tag ihres dritten geburtstags, einem ganz gewöhnlichen werktag, kam sie in den kindergarten. sie freute sich, weil er rosenkindergarten hieß, das fand sie märchenhaft-romantisch und sie fühlte sich vielleicht ein bisschen wie dornröschen oder schneewittchen, als wir im garten der verschneiten alten villa ankamen, die außerdem eine kleine schule beherbergte. auch der umstand, dass sie dort auf andere kinder ihres alters treffen würde, war vielversprechend - die vergangenen wochen gehörten sicher nicht zu den spannendsten in ihrem leben. wir waren gerade erst in diese stadt gezogen und kannten keine menschenseele.

als sie nachmittags nachhause kam, war sie begeistert. alle drei gruppen hatten sich eingefunden, um den angeschleppten kuchen zu verzehren und um ihr ein lied zu singen. ein lied nur für sie, ein lied, in dem auch ihr name vorkam. sie hatte es sich gemerkt und sang es den versammelten erwachsenen vor: "häschen burtstag lulu, häschen burtstag, liebe *****, häschen burtstag lulu." ihre oberschlaue oma wollte sie korrigieren und sie anleiten, das lied "richtig" zu singen. drama.drama.protest. wer war denn heute im kindergarten? wer ist also die einzige, die den text kennt? klar: sie und nur sie. papa holt die gitarre, mama kramt ein tambourin aus hippie-zeiten hervor, auch klanghölzer und eine alte blockflöte finden sich in den umzugskartons. und nun alle: häschen burtstag lulu. der protest der großeltern geht im - ich geb's ja zu - gegröle unter. "wie könnt ihr dem kind solchen unsinn beibringen! wo soll das hinführen, wenn sie immer recht bekommt, auch dann, wenn sie unrecht hat? irgendjemand muss ihr doch mal sagen undsoweiter. denkt an das vorige jahr: immer noch besteht sie darauf, dass der esel im bilderbuch ein fohlen sei, nämlich das kind der abgebildeten pferdemama." erziehungskatastrophe auf der ganzen linie.

im verlauf des kommenden jahres nahmen die häufigkeit und auch die lautstärke, mit der das lied bei uns gesungen wurde, etwas ab. aber zu ihrem vierten ehrentag war ein klavier im haus und wieder freuten wir uns auf ihre rückkehr aus dem kindergarten. diesmal waren auch kinder geladen und der tradition verpflichtet wollten wir das schöne häschenlied mit allen singen. wieder protest. sie belehrt uns kopfschüttelnd: wisst ihr denn nicht, dass das englisch ist? das heißt: "häbi börsdi tuju" und bedeutet ... ach so, na gut, okay, auch eltern sind ja lernfähig.

zu ihrem fünften geburtstag war sie schon in der kindergruppe, einer privaten elterninitiative, da herrschte ein anderer stil und es wurden andere lieder gesungen, altersentsprechend auch etwas anspruchvoller in text und melodie. der refrain begeistert die mutter: wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst. diesmal ist's der vater, der protestiert: völlig unlogisch. wie soll man denn, bitteschön, jemanden vermissen, der gar nicht erst auf die welt gekommen ist, also nicht existent blablabla. seine eltern stimmen zu, endlich zur vernunft gekommen, der junge. es sei ihnen und ihm gegönnt. und wieder singen wir. wenn's sein muss auch mal gegen die vernunft.

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ohana means family