seit weihnachten zum ersten mal wieder gebacken. (nichtmal einen osterzopf gab‘s in diesem jahr, auch noch keine üppige erdbeertorte.) denken musste ich dabei an meine mutter. wie sie nach augenmaß mehl ausschüttete, eine mulde für die lauwarme milch bildete, an der lose gekauften frischen hefe roch (mehr noch sie einatmete), bevor sie diese liebevoll in die milch krümelte. nach und nach fügte sie andere zutaten hinzu - stets wie zufällig, aber doch so, dass es ein appetitliches bild ergab. nichts wurde gewogen oder mit sonstigen hilfsmitteln abgemessen. war das ei kleiner, nahm sie etwas mehr milch oder auch fett (überhaupt fett: keine margarine oder gar öl: butter musste es sein und etwas von ihrem herrlich duftenden schweineschmalz aus dem großen irdenen topf).
sie hatte genaue qualitätsvorstellungen und die konsistenz hatte so zu sein, „wie man's gerne hat“. das konnte sehr fein und gleichmäßig sein oder gerade grob und ungleichmäßig (begründung: der gaumen freut sich). haushaltsgeräte oder gefäße beurteilte sie nach ihrem „geschicke“ und wehe, irgendwas hätte „nicht in der hand“ gelegen.
fragte man sie nach der menge, erhielt man antworten, die früher kryptisch klangen: zu mehl oder fett: was der teig annimmt, manchmal auch:'ein hiebchen' (ein häufchen), schön auch: was es hergibt (zitronenschale/ saft, vanilleschote o.ä.). zum zucker: ach ..., da wäre ich vorsichtig. flüssigkeiten (milch oder ggf. schnaps): einen 'schluck' oder 'einen (ordentlichen) kwutsch' (einmal das gefäß neigen und sofort wieder hoch damit). soll speisestärke bzw. kartoffelmehl dazu? ganz nach belieben! oder: eventuell 'ein hämbelchen' (eine kinder-, keine männerhand voll), natürlich gab‘s die prise, aber auch einiges darunter: 'ein ideechen' oder sogar 'vielleicht ein ideechen', 'ein spiirchen' (eine spur), verkleinerung: wirklich nur ein spiirchen! oder halt den allseits bekannten 'hauch' (knoblauch). (gewürze also so, dass der büre (bauer) es nicht merkt und der edle zweifelt: „ist da vielleicht muskatnuss dran?“.
hach, ihre sprüche und lebensweisheiten... sie waren von der art, dass wir uns früher auf den boden geworfen haben, aber heute gar nicht mal so selten anwenden. ganz nach ihrem motto: wenn ich die augen zumache, dann macht ihr sie auf. dazu ein anderes mal, jetzt muss ich mich um den kuchen kümmern.
