"private collection"

heute habe ich den letzten praktikumsbesuch im altenheim gemacht. hat doppelt so lange gedauert wie anderswo, weil der schüler mir wirklich alles zeigen wollte und ich auch mit allen sprechen sollte, die irgendwas positives über ihn sagen konnten - und natürlich waren sie des lobes voll. ein schatz, ein hübscher, einer, wie sie ihn alle gerne als enkel hätten.

vormittags hat er sich klaglos in der pflege einsetzen lassen, nachmittags das gespräch gesucht und ihnen die wünsche von den augen abgelesen. halt so, wie es dort üblich ist, in einem heim mit hotelcharakter: die zimmer oder appartements alle mit balkon und mit den eigenen möbeln eingerichtet, speisekarte, internetcafé, anspruchsvolles programm von konversationskursen in verschiedenen sprachen bis zu kunstausstellungen im hause, selbstverständlich einkaufsmöglichkeiten, friseur, schwimmbad, kraftraum undsoweiter.

und immer stelle ich den praktikanten die frage, ob sie mir die einrichtung empfehlen würden. klar würde der hier eingesetzte schüler das und er staunte nicht schlecht, als ich ihm vorrechnete, was das kostet - bei preisen von 5000 € monatlich aufwärts (je nach ansprüchen bzw. pflegebedürftigkeit). angenommen, ich würde mich mit fünfundsechzig dort niederlassen, könnte die hälfte von meiner rente bestreiten und würde hundert jahre alt. dann hätte ich im besten falle (leicht dement, aber nicht wirklich pflegebedürftig) weitere 2500 € monatlich aufzubringen, im jahr also 30.000 €. das wären in 35 jahren rund eine million - und zwar zusätzlich zu der anderen million, die über meine pension finanziert würde. da muss eine alte frau schon ne weile für stricken - und wer weiß, ob sie das mit hundert überhaupt noch kann.

^
lernfelder