"private collection"

durchsichtig

ob ich mich auch schon ‚durchsichtig‘ gefühlt hätte, wollte die friseurin wissen und erzählte, da ich mit der frage nichts anfangen konnte, von ihrem erlebnis im malereinkauf, den sie an ihrem freien tag aufgesucht hatte.

die herren hinter der theke gaben sich beschäftigt; andere kunden, dem anschein nach handwerker, waren prompt abgefertigt worden, während sie noch unschlüssig das sortiment betrachtete. fast erschrak sie, als die kerle - nahezu gleichzeitig - auf sie zustürzten, musste dann aber feststellen, dass nicht sie gemeint war, sondern ein gerade hereingekommenes (für ihren geschmack etwas zu dralles) junges fräulein, das die drei mit ihrer versammelten beratungskompetenz überschütteten. während sie das geschehen amüsiert betrachtete, sei ein unbändiger ärger in ihr aufgestiegen, der sie, als immer noch keiner von ihr notiz nahm, veranlasste, bedienung zu fordern und gleichzeitig zu einem vortrag über angemessenen umgang mit kunden anzusetzen, um dann doch nach dem geschäftsführer zu verlangen, weil sie den anblick der konsternierten blödmannsgehilfen nicht länger ertrug. diesem nun habe sie nicht zusammenhängend erklären können, was ihr problem war, sondern immer nur die gleichen satzfetzen entgegengeschleudert: „was die sich einbilden!“ - „bin ich etwa durchsichtig?“ bei letzterem seien ihr die tränen gekommen, so dass er sie in den arm nahm und zum auto brachte.

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landfrauenverein