"private collection"

let him enough rope and he'll hang himself

so ganz schadenfrohfrei bin ich wohl doch nicht ... gerade habe ich erfahren, dass jemand gefeuert wurde, und ich denke nur: gut so! kein mitleid bitte, der knabe fällt weich, für meine begriffe zu weich. und noch hat er ja sein apartment in der hauptstadt und kann montags mit köfferchen und armani black code anreisen, um sich von seinem strapaziösen familienleben zu erholen. und obwohl er die firma nicht mehr betreten darf, wird sich sein tagesablauf nicht viel anders gestalten als vorher - allenfalls trägt er jetzt beim inlinern und anschließendem ausgedehnten brunch mit tagespresse nicht mehr anzug.

es war in den 80ern, er war ein studienkollege, ein original-schönling und ein dünnbrettbohrer. das hat mich etwas gestört, außerdem gehörte er zur bwl-fraktion, die mochte ich auch nicht. sein studium hätte er gerne abgeschlossen, aber die böse kostenrechnung blieb ihm leider sowas von verschlossen. einmal also wegen unfähigkeit die klausur versiebt, das andere mal beim täuschungsversuch erwischt worden. gut überleben konnte er dennoch, unter anderem als fluglehrer. da hat man ihn anfang der 90er aufgespürt. ich glaube ja, er wollte damals den job in einem relativ großen europäischen konzern nicht so richtig, sonst hätte er im vorstellungsgespräch nicht so freimütig auf sein manko hingewiesen. aber dieses kleine detail wurde nur belächelt: ich bitte Sie, für die buchführung haben wir doch andere leute! alles, was man in der folge hörte, war, dass es bergauf ging mit ihm.

im vorstand angekommen ist er nicht. kurz vorm ziel gab‘s die eine oder andere verzögerung. dennoch: blendende fassade nach wie vor. da traf es sich gut, dass er die bekanntschaft des besitzers eines mittelständischen unternehmens der gleichen branche machte. witwer, kinderlos, müde geworden. natürlich hat er das ding geerbt und offenbar noch ein bisschen mehr, denn in der folge sprach er gerne über seine 3-millionen-villa und auch über seine kleine familie, die er ja dann ganz schnell gründen musste.

um das etwas abzukürzen: er brauchte nicht lange, um den laden in grund und boden zu wirtschaften. aber sein name hatte noch einen guten klang und er kam wieder unter, diesmal bei einem konzern mit deutschem namen. wieder im förderpool, wieder auf dem weg in den vorstand und wieder zieht jemand intuitiv die notbremse. als bonbon gab‘s aber die leitung der (kleinen) berliner niederlassung. hier fiel‘s dann auf, dass der junge eine ganze menge geld kostet, das nicht er, sondern andere erstmal erwirtschaften müssen. nun wäre er allerdings der erste gewesen, den man deswegen vor die tür gesetzt hätte. einen richtig schönen klopper durfte er sich schon noch leisten.

frau und kinder ahnen bisher nichts. wozu auch. spricht doch nichts dagegen, dass der papi montags nach berlin fliegt, um am ball zu bleiben. ach ja, das vergaß ich: außer inlinern steht noch tennis auf dem programm. so tagsüber.

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