margarete steffin, brechts "kleine lehrerin aus der arbeiterschaft".
In der Geschichte "Ein Mädchen, Ursula" von 1937 erzählt sie von der Mühsal ihrer Liebe und von der Kraft, die es sie, die sich nach Liebe und Geborgenheit sehnte, kostete, ihr Los als Zweit- oder Drittfrau zu akzeptieren: "Er hatte gemeint, für die lange Zeit der Trennung würde es einer Frau genügen, sich ab und zu selbst zu befriedigen, vielleicht, um die Sache angenehmer zu machen, dabei an ihn denkend. Sie aber träumte jetzt oft davon, dass sie mit Freunden, die sie des Mannes wegen abgewiesen hatte, schliefe, und das war immer sehr angenehm." (von der liebe. und vom krieg. besprochen von peter böthig, FR 2.8.01)
ebenda: Eine kleine Geschichte erzählt aus der Schulzeit, als das Mädchen von den Lehrern auf die weiterführende Schule geschickt werden soll, weil sie einen brillanten Aufsatz über 'Die edlen Frauengestalten in Wilhelm Tell' geschrieben hat. Kurz vor der Aufnahmeprüfung verbietet es der Vater, weil die Tochter mit 14 Geld verdienen soll und auf der hohen Schule der Arbeiterklasse entfremdet würde. Später schreibt die Tochter ein Theaterstück, das in der Schule sehr erfolgreich aufgeführt wird. Die Geschichte endet lapidar: "Danach wollte ich unbedingt Dichterin werden. Aber ein paar Wochen vor Schulschluss wurde mir eine Stelle als Laufmädchen in den Deutschen Telefonwerken angeboten. Da wurde ich Laufmädchen."