wenn ich wenig und unregelmäßig schlafe, morgens nur von kaffee und schokolade lebe, tagsüber nichts brauche und abends in rotwein, nüssen und käse schwelge, fühle ich mich blendend. schon deswegen, weil mir diese genüsse allesamt untersagt worden waren in einer zeit, in der ich mich wegen schwerer migräne in ärztliche behandlung begeben hatte.
irgendwann ging mir der verordnete lebensstil auf den nerv und ich fühlte mich so klein und jämmerlich, dass ich mich lieber diesen unerträglichen schmerzen hingeben wollte. ich warf das schmerztagebuch in den müll, die medikamente hinterher und tobte, wenn der anfall da war, bis zur absoluten erschöpfung. manchmal erbarmte sich jemand und rief einen arzt, der mich außer gefecht setzte, manchmal sah ich auch nach dem erwachen aus wie ein preisboxer, weil ich irgendeinen irrsinn mit meinem kopf angestellt hatte. aber die abstände zwischen den attacken wurden größer und plötzlich lagen monate dazwischen.
heute gelte ich nicht nur als geheilt, sondern fühle mich völlig frei, auch dann, wenn sich meine zornesader mal meldet. mehr als ein paar an die linke schläfe gepresste eiswürfel und ein bisschen schlaf fordert sie nicht. geblieben ist mir eine ausgeprägte geruchsempfindlichkeit und die vorliebe für kühle, luftige räume.