seit voriger woche habe ich einen ernährer. einen, den ich früher überhaupt nicht leiden konnte. er gehört/e zur thermoskannenfraktion, das sind mittelgraue herren undefinierbaren alters, die schon morgens schlecht gelaunt, aber dafür ausgeschlafen anschlappen und als erste amtshandlung ihre thermoskanne auspacken, die brote von mutti danebenlegen und sich damit ihren angestammten platz sichern.
seit montag sehe ich das anders. seit montag ist der eine von ihnen auf diät, hat also sein stullenpäckchen bis mittags nicht angerührt und schwankt, ob er ärger mit seiner frau riskieren oder den inhalt unauffällig entsorgen soll. ich grinse. er gewährt mir einen blick in die dose: vollkornbrothäppchen, den schinken entfettet und in streifen geschnitten. dazu geputztes gemüse: möhren- und kohlrabischnitze, kirschtomaten, apfelviertel. nicht unappetitlich. er müsse ja gleich schon wieder mittagessen, ob ich nicht vielleicht ...? halbverhungert, wie ich nun mal bin, greife ich beherzt zu. er freut sich, bietet mir auch noch seinen roibush-tee an und doziert über besagtes getränk. am nächsten tag wieder schinken, auch käse, staudensellerie, paprika, gurke, trauben. nach zwei tagen abwesenheit vermisst er mich schon sehnlichst: er müsse heute pünktlich gehen, er habe alles im kühlschrank deponiert, wenn ich für die nächste woche besondere wünsche hätte, könnte er...
die teamkollegin kocht kaffee, wir sind uns einig: so eine ehefrau hätten wir auch ganz gerne. aber einen diätenden kollegen mit ebensolcher finden wir fast noch praktischer.
[eben ruft sie an: "nochmal zu p. - du bist übrigens ganz schön naiv, wenn du glaubst, seine diät bestünde darin, auf den midmorning-snack zu verzichten. von dem, was seine frau ihm da mitgibt, kann man nicht fett werden. die wird ihm auch morgens nur ein knäckebrot und die zeitung hinlegen, und er fährt anschließend zum metzger und deckt sich mit mett- und fleischsalat-brötchen ein. ich wette, der hat auch ne kiste cola im kofferraum und frühstückt im auto." damit könnte sie recht haben...]