"private collection"

wandteller

22.10.2006

meine mutter hat einmal in ihrem leben einen teller an die wand geworfen... ich esse nicht gerne zwetschgenknödel, aber wenn ich sie esse, dann mit dem bild vor augen, wie der blöde kloß an der tapete bappte und ganz langsam abwärts glitt. die gebräunte butter hinterließ eine eklige spur, die noch wochen danach an die geschichte erinnerte. stundenlang hatte sie kleider und petticoats für meine ältere schwester gebügelt, die dann beim abendessen bekanntgab, dass sie nichts davon anziehen, sondern in dem geborgten herrenpullover (den v-ausschnitt natürlich hinten) auf das fest gehen würde.

ich selbst habe das zweimal versucht. das erste mal zählt nicht, weil es nicht spontan war. ich dachte nur, eine andere frau an meiner stelle würde jetzt sicher ausrasten. dann habe ich minutenlang überlegt, wie ich das anstellen könnte. als ich endlich einen teller gefunden hatte, den ich später nicht vermissen würde, war einfach keine geeignete wand da, also ließ ich ihn unspektakulär auf den boden fallen und kehrte anschließend die scherben weg.

das andere mal überraschte mich selbst nicht minder als die anwesenden gäste. allerdings wollte ich nicht die wand, sondern einen davor befindlichen kopf treffen. zunächst mit einem 750g-glas senffrüchten von lacroix. da er sich sportlich intuitiv wegduckte, landete das bräunlich-klebrige zeug an der hellen terrassenwand. seine leicht amüsierte frage, ob ich ihn umbringen wolle, bewirkte, dass mehrere teller (die großen von arabia ruska) in die gleiche richtung flogen. obwohl die entfernung höchstens anderthalb meter betrug, muss ich gestehen, dass nicht ein treffer dabei war.

mangel an humor kann man ihm jedenfalls nicht vorwerfen. über eine annonce hat er einen karton mit den nicht mehr im handel erhältlichen geschirrteilen erstanden und eben hier angeschleppt. teller sind auch dabei und obenauf lacroix-senffrüchte. hab ich seitdem weder geworfen noch gegessen.