"private collection"

david drábek

18.06.2006

[bisher ist noch nichts von ihm in deutsch veröffentlicht und überall wird von ihm einfach nur als autor gesprochen (aber den hippie von gestern nennen sie "dramatiker". lächerlich.). kunstschwimmer. ein männerstück. und das mir! nein, es war wunderbar - und zwar von der ersten sekunde an, als der hauptdarsteller ans mikrofon trat und vorlas. tschechisch. ungerührt.

als er später mit uns spricht, sagt drábek, er habe seinen beiden freunden, den einzigen männlichen freunden, die er jemals hatte, ein denkmal setzen wollen. schnell. er war so überrascht, er habe nicht an so etwas wie dauer glauben können, alles sei ihm so zart und zerbrechlich vorgekommen. er habe also schnell, bevor es vorbei sein würde, etwas schreiben müssen. aber das stück ist nicht zart und zerbrechlich - oder doch, das ist es auch. und ebenso das gegenteil. brutal und bescheuert sind sie, die kerle,]

und melancholisch und schwach und verzweifelt. absolut geisteskrank und dabei so völlig normal, dass man nicht weiß, warum es einem die tränen in die augen treibt. und man doch schon wieder lachen muss, bevor man nach dem taschentuch greifen konnte. alles ist so wahr und so realistisch und gleichzeitig herrlich surreal. wir bieten dem autor unsere interpretationen an. er lacht: "der regisseur sieht es (die allmähliche verwandlung filips in einen otter) sogar als sich entwickelndes einverständnis mit dem sterben. und Sie werden mir zustimmen, dass das nicht unbedingt rüberkommt." stimmt! die frage, ob es ein typisch tschechisches stück sei, konnte niemand beantworten: eigentlich überhaupt nicht. doch ja, auch. "die tschechen haben es gerne, wenn man lebenskrisen ironisch abfedert." ja. genau. das haben "wir" auch gerne. auf der bühne und im leben. "'du machst es auch im sakko?' 'im sakko.' die beiden kunstschwimmer beginnen zu tanzen ... auf dem boden des sees drehen sich alle steine mit einem schlag auf die andere seite. auf der leinwand erblicken wir das verlassene zimmer von filips großmutter. es dunkelt." ENDE.

nein, kein ende, nicht jetzt schon. bitte mehr davon. immer immer mehr davon. mehr von diesen tschechen. mit ihren homophilen und anderen neigungen. in ihren anzügen, kapuzenpullis, bademänteln, taucherbrillen. mit oder ohne bauch, handtuch, badehose. zugabe!!! zugabe:

pavel: ich liebe wahrscheinlich meinen sohn, kajetán. auch wenn er mir manchmal fremd ist und auf die nerven geht. ich denke schon fünf minuten lang daran, welche grimassen er schneidet, wenn ihm markéta die ohren wäscht. kajetán: mir wiederum geht dein schwanz nicht aus dem sinn. ein meisterwerk. pavel: ernsthaft? soll ich mich mehr auf ihn verlassen? kajetán: der rest deines körpers ist allerdings fade, bis kümmerlich. lächelst du? pavel: ja. kajetán: meinst du, dass wir beide vollkommen gleiche kräfte haben? dass, wenn wir anfangen würden, uns gegenseitig aufzufressen, dass dann von uns nichts übrig bleiben würde? pavel: wie die beiden piranhas? kajétan: zwei piranhas mittleren alters. wohin läufst du?

[er läuft zum wasser, um eine biene zu retten... gleich wird alles sehr zart... stundenlang könnte ich hier rumschwallen. und lachen und weinen. vladimir morávek, der regisseur, gefragt, warum er nun schon das zweite stück dieses autors inszeniert habe, sagt: "ich lese etwas von ihm, und ich lache und freue mich und schreibe ihm das. und der brief ist kaum fertig, da kommen mir die tränen, weil es eben auch sehr, sehr traurig ist. alles." der dramatiker selbst, gefragt, was er an dem regisseur schätze: "sein grünes t-shirt." die leute lachen, das t-shirt ist extrem hässlich. aber er sagt auch noch ein paar dinge, z.b. dass der regisseur sich getraut habe, das stück eines sehr jungen autors in dem kleinen tschechien im großen stil herauszubringen. schlicht. konzentriert. je älter er werde (geboren 1970!), desto weniger versuche er ihm reinzureden, eigentlich überhaupt nicht mehr. ach ja, der tschechische text wurde von henning schlegel ins deutsche übersetzt und als kleine broschüre - nur fürs festival - herausgegeben.]